Handwerkerraum statt Museum

Von | 25. August 2018

Die Geräte der Fassbinderei Mickisch ziehen um: Aus einer alten Scheune bei Tirschenreuth in eine gemauerte Halle nahe Matzersreuth. Die neue Unterkunft soll auch Interessierte anlocken, hofft der Arbeitskreis "Historisches Handwerk".

Der Tirschenreuther Arbeitskreis (AK) "Historisches Handwerk" beschränkt sich nicht nur auf das Inventar der Firma Mickisch. Seit über 20 Jahren sammelt und archiviert der Verein neben den Geräten Werkzeuge, Rohstoffe, Produkte, Pläne, Hobel sowie Fässer und speichert sie für die Nachwelt.

Den Anfang hat die Geschichte 1997. Drei alten Maschinen, die einst der Fassbinderei Mickisch gehörten, sind in einer städtischen Scheune am früheren Hamm-Gelände in der Falkenberger Straße deponiert. Denn nach Auflösung der Fassbinderei erbte die Familie Zintl die alten maschinellen Helfer und übergab sie der Stadt. Zeitgleich erfolgte die Gründung des Arbeitskreises "Historisches Handwerk" mit Vorsitzenden Herbert Konrad aus Matzersreuth und Alexander Zintl. Mit den Geräten wurden früher Holzfässer professionell in Serie hergestellt. "Alle Maschinen wären sonst am Schrottplatz gelandet, obwohl fast alle funktionsfähig sind", so Konrad. Laut Inventarliste der Firma Mickisch gibt es weit über 10 000 Teile einschließlich mehrerer Spezialmaschinen, die je mindestens eine Tonne wiegen, wie eine Stemm-, Daubenbiege- oder Fügemaschine.

Suche dauert 20 Jahre

Nun steht der Umzug an. Eine langfristige Lagerung wäre in der kleinen, undichten Scheune nicht mehr möglich gewesen. Sogar Bürgermeister Franz Stahl plädiert sehr auf den Umzug: "Der Schuppen wurde von der Stadt als Notlösung mehr schlecht als recht bereitgestellt. Nur leider ist es nicht so einfach, einen geeigneten Raum zu finden." Konrad versuchte 20 Jahre lang, einen Platz in der Nähe von Tirschenreuth zu finden – die insgesamt 30 Mitglieder, die größtenteils fortgeschrittenen Alters sind, sollten die Stücke schnell erreichen können.

Letztendlich überredet Konrad seinen Neffen, seinen leerstehenden Stall in Matzersreuth für den AK bereitzustellen. "Der neue Raum ist nichts im Vergleich zum bisherigen. Das Gebäude hat einen Betonboden, Wasser, Strom und bietet mit 200 Quadratmetern viel Platz, um alles übersichtlich aufzustellen", freut sich der Vorsitzende über die Alternative. Die Kosten für Miete und Strom belaufen sich jährlich auf ungefähr 800 Euro und werden von der Stadt getragen, die den Verein von Anfang an unterstützte.

Sofort einsatzbereit

Im neuen Domizil können die Mitglieder des "Historischen Handwerks" die Geräte sanieren, säubern und ordentlich aufstellen, um das alte Handwerksgut zu erhalten. Bei der Gelegenheit sortiert der Verein gleich aus: "Nicht alles konnte übernommen werden, manches war einfach zu alt und nicht mehr gebrauchsfähig." Egal ob Bandsäge, Blasebalg oder Hobelmaschine, die Geräte können sofort in Betrieb gesetzt werden.

"Es ist faszinierend, wie man wichtige Gegenstände so einfach herstellen kann. Eine Rundholzfräse mit verschiedenen Messern fertigt Stäbe und mit der Seilwinde bekommt man ein Drahtseil, um schwere Last zu transportieren", erklärt AK-Mitglied Franz Zölch. Von besonderem Wert sind die beiden Daubenbiege-Maschinen, die je mindestens 1,5 Tonnen wiegen. Eine Herausforderung beim Umzug. Die Maschine biegt mit Druck in gerades Holz eine Wölbung, um später daraus ein Fass zu bauen….

Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/handwerkerraum-statt-museum-id2473110.html