Gartenschau Tirschenreuth – Auf 20 Hektar Gelassenheit

Von | 4. Juli 2013

Tirschenreuth Gerhard Bauer bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Das Wetter schon gar nicht. „Wenn es regnet, dann verkaufen wir Regenschirme – und wenn die Sonne scheint, dann sind unsere Sonnen-Caps gefragt.“ Der Tirschenreuther Werbemittelhändler, der vor Jahren für Furore sorgte, weil er ausgerechnet ins heiße Dubai eine Ladung Strickmützen verkauft hatte, betreibt auf der Gartenschau in Tirschenreuth den Souvenir-Stand – und lässt sich von den Unbilden des Wetters nicht schrecken. „Locker bleiben“, sagt er.

Das Wetter hat es mit der Regionalschau „Natur in der Stadt“ in den ersten Wochen nicht gut gemeint: Eröffnung bei strömendem Regen, danach tagelang Regen und Kälte, dann extreme Hitze und anschließend wieder Kälte. . . Dieser Rhythmus ist für ein Freiluft-Event mehr als ungünstig. Das weiß auch Franz Häring: „Vor allem an den ersten Tagen hat uns das schlechte Wetter schon weh getan“, räumt der Gartenschau-Geschäftsführer ein. Als umso erfreulicher bewertet er es, dass in den ersten vier, fünf Wochen dennoch rund 80 000 Gäste die Schau besucht haben. Bei den Planungen ist man damit etwas im Soll, die Organisatoren haben die Kalkulation auf 250 000 Besucher ausgelegt. „Aber jetzt zieht’s wieder an.“

Schlechtes Wetter sorgt nicht immer für schlechte Laune. Das ist eine Erfahrung, die Häring in den vergangenen Tagen immer wieder gemacht hat. „Es hat den ganzen Tag geregnet – aber es war trotzdem ein schöner Tag“, ist im Gästebuch nachzulesen. Viele Besucher empfinden nach Härings Erfahrungen den Spaziergang durch das 20 Hektar große Areal mit dem sechs Hektar großen See und dem schlossartigen Fischhof mittendrin als sehr entspannend. Und spannend. „Die Kombination von Tradition und Moderne gefällt vielen Gästen“, weiß Thomas Sporrer. Als einer von 35 Gästeführern hat er schon über 300 Besucher über das Areal begleitet.

Auf der Gartenschau herrscht eine lässige Atmosphäre: Rund um den See, der um die Fischhofbrücke (sie ist die kleine Schwester der steinernen Brücke in Regensburg) und den Fischhof (der frühere Wirtschaftshof der Waldsassener Äbte) neu angestaut worden ist, relaxen die Besucher auf Gartenstühlen, Gartenliegen und kunterbunten Sitzsäcken. Wenn sie nicht gerade über das Gelände schlendern – durch den inzwischen üppig bewachsenen Senkgarten, durch oberpfälzische Gärten im Fischhof, entlang der Beete und Bepflanzungen oder auf dem Weg rund um die Storchenwiese, der ganz naturnah gestaltet ist.

Eine der Bänke in der Nähe der Storchenwiese – hier landet tatsächlich ab und zu der Storch – ist auch der Lieblingsplatz von Franz Stahl: Von dort hat der Tirschenreuther Bürgermeister einen besonders schönen Blick auf den neuen See, die alte Brücke und die Silhouette der Stadt. Das wird er auch nach der Großveranstaltung genießen können. Denn die Gartenschauen in Bayern sind im Prinzip ein Mittel der Strukturpolitik und des Städtebaus: Bauten, Wege, Brücke – das meiste von dem, was hier in den vergangenen Jahren für über sieben Millionen Euro angelegt worden ist, bleibt auch in der Zukunft erhalten.

Der Souvenir-Stand wird nicht dabei sein. Der wird nach dem 25. August wieder abgebaut. Und bis dahin sind hier mehr Sonnen-Caps als Regenschirme verkauft worden. Das kann Gerhard Bauer schon heute sagen: Nicht weil er so genau über das Wetter Bescheid wüsste, sondern weil jeder Kappenkäufer an der Verlosung eines Fahrrads teilnimmt. Und das zieht.

Quelle: Frankenpost.de

Gartenschau Tirschenreuth