Feuerwehrleute echte Elite

Von | 23. Juli 2018

Die Feuerwehr kommt immer – sogar, wenn das Finanzamt brennt. Mit einer launigen Rede zum 150. Geburtstag der Tirschenreuther Wehr punktet Ehrengast Albert Füracker und outet sich als früherer Maschinist.

Bayerns Finanz- und Heimatminister brach beim Festkommers am Samstagabend im voll besetzten Kettelerhaus eine Lanze für die Feuerwehren. "Sie prägen das gesellschaftliche Leben. Wir brauchen euch in der Gesellschaft. Die Feuerwehrfrauen und -männer sind die wirklichen Eliten im ländlichen Raum."

Für die politisch Verantwortlichen sei es deshalb unumgänglich und verpflichtend, die ehrenamtlichen Helfer für ihren Dienst mit der besten Ausrüstung auszustatten: "In der Feuerwehr ist jeder Euro gut angelegt." Er persönlich wohne in einem Dorf mit 150 Einwohnern und sei früher bei der dortigen Wehr als Maschinist tätig gewesen: "Wir mussten noch mit der Kurbel die Spritzen anwerfen."

Füracker sparte in seiner Rede auch nicht mit Witz und erzählte von einem Kommandanten, der zu den Aktiven sagt: "Einen Kaffee trinken wir noch, aber dann geht's raus." Auf die Frage seiner Leute, was denn los sei, eröffnete der Kommandant trocken: "Das Finanzamt brennt!"

Der Minister sagte, dass der Jubiläumsbesuch für ihn ein Muss gewesen sei: "Wenn euer Oberbürgermeister, der Franz, ruft, dann ist das wie ein Befehl." Füracker dankte allen, die in den vergangenen 150 Jahren und jetzt aktuell bei der Tirschenreuther Wehr Verantwortung übernommen hatten und haben. "Die Feuerwehren sind die Bürgerinitiativen im ländlichen Raum, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann. Denn sie schützen, helfen und retten." Eine weitere Aufgabe sei es, junge Menschen zur Feuerwehr zu bringen, sie zu begleiten und zu begeistern. Für die Nachwuchsarbeit zollte der Ehrengast ein hohes Lob.

Bürgermeister Franz Stahl verwies darauf, dass die Feuerwehren an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zum Schutz der Bevölkerung im Einsatz seien. Übungen, Unterrichte, Lehrgänge und körperliche Fitness seien die Grundlagen für die oft an die Grenze der Belastbarkeit gehende Arbeit. Doch was machten Teile der Gesellschaft? Sie pöbelten die Einsatzkräfte an. Stahl forderte eine Rechtsprechung nach allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten: "So etwas darf nicht geduldet werden." Zudem forderte er, dass die oft jahrzehntelange aktive Arbeit der Feuerwehrleute bei den Rentenzeiten berücksichtigt werde. Der Bürgermeister betonte, dass dieses Vereinsjubiläum für ihn ein sehr emotionales Ereignis sei: Denn seine Familie sei seit vielen Jahrzehnten mit der Feuerwehr eng verbunden.

Fredi Weiß, Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbands Oberpfalz, zeigte sich beeindruckt, dass der Tirschenreuther Bürgermeister in Feuerwehruniform zum Kommers gekommen war: "Das sieht man sehr selten." Er verwies darauf, dass es in der Oberpfalz 1034 Feuerwehren gebe. Eine davon sei die Tirschenreuther Wehr, die seit 150 Jahren sehr erfolgreiche Arbeit betreibe. Die Aktiven bräuchten für ihren Dienst die beste technische Ausrüstung. Sein Dank galt in diesem Zusammenhang der Staatsregierung, die wohl einzigartig in Deutschland die Wehren unterstütze. Ein weiterer Trumpf seien die vielen freiwilligen und unentgeltlichen Einsätze: "Diese Arbeit ist unbezahlbar." Eine Berufsfeuerwehr würde den Freistaat Bayern zig Millionen Euro im Jahr kosten, rechnete er vor. Der dritte Trumpf der Wehren sei die Kameradschaft.

Die Grüße des Kreisfeuerwehrverbandes überbrachte Kreisbrandrat Andreas Wührl, der feststellte, dass es im Landkreis 102 Feuerwehren mit mehr als 4000 Aktiven gebe. "150 Jahre Feuerwehr Tirschenreuth bedeuten 150 Jahre Sicherheit und Hilfe für die Bürger." In dieser Zeit habe man einen großen Wandel durchgemacht von einer reinen Feuerwehr zu einer Wehr in nahezu allen Bereichen, vor allem bei technischen Hilfeleistungen. Alleine 2017 zählte man im Landkreis 2100 Einsätze. Idealismus und opferbereites Verhalten zeichne die Kameraden aus. Wührl dankte auch der Stadt Tirschenreuth für ihre wohlwollende Unterstützung. Das neue Feuerwehrhaus sei einzigartig im Landkreis. Der Kreisbrandrat lobte die Tirschenreuther auch wegen ihrer sehr nachhaltigen und erfolgreichen Nachwuchsarbeit.

Wolfgang Fortelny, Vorsitzender des Patenvereins aus Waldsassen, bat angesichts den Neubaus in Tirschenreuth den Finanzminister um Hilfe, damit in der Klosterstadt das Gerätehaus angebaut und der Schlauchturm erhöht werden könne, "denn Waldsassen war immer einen Wimpernschlag vor Tirschenreuth. Aber dass Waldsassen mal Kreisstadt wird, werde ich wohl nicht mehr erleben."

Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/feuerwehrleute-echte-elite-id2442364.html