Corona verhindert erneut Aufführung in Tirschenreuth: Eine Passion für die Passion

Von | 1. April 2021

Mit der „Tirschenreuther Passion“ kann Nordbayern eine neue kulturelle Marke mit hoher Qualität vorweisen. 2020 hat Corona der Aufführung die Basis entzogen. Auch ein Jahr später muss Vinzenz Rahn weiter vertrösten.

Nicht nur Vinzenz Rahns große Leidenschaft ist die Passion. Doch der Spielerratssprecher ist wie das gesamte Ensemble in der „Warteschleife“. Nachdem Corona die Aufführung 2020 unmöglich machte, war auch ein Termin im laufenden Jahr nicht zu realisieren. Jetzt richtet sich der Blick ins nächste Jahr. Doch mit der Europa-Passion wird es wohl nichts werden. Ein Gespräch mit Vinzenz Rahn, dem Spielerratsprecher der Passiongemeinschaft Tirschenreuth und Delegierten der Europassion.

ONETZ: Wie ist die aktuelle Gefühlslage, ein Jahr nach dem ursprünglichen Passionstermin?

Vinzenz Rahn: Es war ein tiefer Schmerz, den am 14. März wohl jeden Passionssspieler traf, als Erster Bürgermeister Franz Stahl vor der versammelten Passionspielgruppe aufgrund der Entwicklung der Corona-Pandemie die Beendigung des Passionsspiels verkündete. Die Spieler waren hochmotiviert und leidenschaftlich vorbereitet für die zwei Wochen später geplante Premierenaufführung. Jeder, egal ob Produktionsleitung, Technik, Bühnenbau oder insbesondere das Schauspieler-Team, hatte bis dahin viel Zeit und Arbeit in diese neue Produktion gesteckt, die Johannes Reitmeier auch eigens dafür in Wort und Bild neu erstellt hat, da dieses Passionsspiel als Europassion hätte stattfinden sollen. Auch die Stadt, die das Vorhaben engagiert finanziell und strukturell vorantrieb, war von dieser Situation, die ja nicht vorhersehbar war, tief betroffen. Im Nachhinein muss man aber sagen, dass die Entscheidung zum Schutze aller, ob Spieler oder Besucher, richtig war und man sie auch so treffen musste.

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ONETZ: Wie geht es mit der Europassion weiter?

Vinzenz Rahn: Ich stehe deswegen im engen Kontakt mit der Vorstandschaft der Europassion. Wie es weitergehen soll, weiß bis jetzt noch niemand. Da ja auch die in diesem Jahr als nächste stattfindende Europassion in Skofia Loka in Slowenien, abgesagt wurde, ist die Reihenfolge nicht mehr aktuell und muss neu organisiert werden. Auf jeden Fall haben wir uns wieder für die Ausrichtung der Europassion beworben und wer weiß – eventuell spielen wir früher als wir denken!

ONETZ: Was ist die Europassion, wie wird man Europassionsspielort?

Vinzenz Rahn: Es gibt unzählige Passionsaufführungen in Europa. Ob Freiluft, Kirchen-, Hallenproduktionen oder auch Stationspassionen, jede hat ihren eigenen Stil, ihren eigenen Reiz, ihre Eigenart, die oft mit der Tradition zusammenhängt. Diese Vielfältigkeit, wie die Passionsgeschichte gespielt wird, hat Anfang der 80er Jahre einige Passionsspielorte, große wie auch kleine, dazu bewegt, sich zu einer Organisation zusammenzuschließen, um sich freundschaftlich auszutauschen. Das Ziel der Europassion ist dabei, die Einzigartigkeit und Vielfalt der Passionen zu erhalten und zu fördern.
Schon jetzt haben sich in 16 Ländern über 80 Passionsspielorte zusammengeschlossen und es werden von Jahr zu Jahr mehr. 2004 ist ein Vorstandsmitglied der Europassion in einem Pressebericht auf unsere Passion aufmerksam geworden, dieser rief mich in meiner Eigenschaft als Spielerratssprecher an und erkundigte sich darüber. Nach Weiterleitung an die Produktionsleitung und die Stadt hat dann 2005 eine Abordnung der Organisation eine Aufführung angesehen und daraufhin ist Tirschenreuth der Europassion beigetreten. Schon 2006 haben wir uns dazu entschlossen, uns für eine der einmal im Jahr, vorzugsweise immer in einem anderen Land stattfindenden Europassion zu bewerben.
Da Tirschenreuth, als Wallfahrtsort, als aufstrebender junger Passionsort, aber auch durch die vor allem im Süden sehr verehrte Konnersreuther Resl bekannt war, bekamen wir für 2020 den Zuschlag zur Ausrichtung des europäischen Kongresses Europassion. Nun müssen wir doch noch ein bisschen darauf warten.

ONETZ: Ist die Passionsgeschichte noch zeitgemäß?

Vinzenz Rahn: Wie sagt man so schön: Der Glaube versetzt Berge. Nach jahrhundertealten traditionsgemäßen Aufführungen geht man immer mehr dazu über, etwas zu modernisieren. Dabei belässt man natürlich die Überlieferung der Kreuzigungsgeschichte, nur formelle Inhalte, Personen und auch Ereignisse werden mitunter, wie es in einem Theaterspiel auch üblich ist, zeitgemäß angepasst. So war ich schon bei Aufführungen, bei denen etwa Jesus von einem dunkelhäutigen Mann gespielt wurde.
Viele Passionsspielorte möchten hier insbesondere der jüngeren Generation gerecht werden. Ich bin mir sehr sicher, dass noch einige Veränderungen das Passionsspiel interessanter machen werden. Ich bin mir aber auch sicher, dass es in unserer christlichen Kirche die eine oder andere Veränderung geben wird und muss! Die Berge wuchsen ja auch nicht über Nacht!
Generell kann man sagen, dass die Passion bestimmt noch lange, lange Zeit zum Bühnenrepertoire gehören wird.

ONETZ: Was ist als nächstes geplant?…

Quelle und ganzer Text: Corona verhindert erneut Aufführung in Tirschenreuth: Eine Passion für die Passion | Onetz