Ambitioniert und bodenständig, wie der Verein

Von | 31. Juli 2018

Nicht die Politik stand beim "schwarzen Kanapee" der CSU im Mittelpunkt, sondern Fußball: Dr. Christian Keller, Geschäftsführer des SSV Jahn Regensburg plauderte aus dem Nähkästchen und nahm auch zu Mesut Özils Verhalten Stellung.

CSU-Ortsvorsitzender Huberth Rosner, früher selbst ein nicht ganz schlechter Fußballtorhüter, war ganz in seinem Element, als er Keller vor der Kulisse des Fischhofparks, auf der Terrasse des "Seenario" willkommen hieß. Der Emporkömmling der deutschen Fußball-Manager-Szene hat promoviert und lehrte drei Jahre als Sportmanagement-Professor an der Heidelberger Universität, ehe er erkannte: "Das ist mir zu langweilig." Sein Herz gehöre dem Fußball, seine ersten Worte seien nicht Mama oder Papa gewesen, sondern "Ball, Ball".

Über ein Tochterunternehmen der Unternehmensberatung Roland Berger hat er viele Sportprojekte begleiten und beraten können. 2009 kamen erste Kontakte zum Jahn, als er dort eine Bestandsaufnahme vornahm. Schon damals erkannte er, dass in Regensburg der Profifußball funktioniere, wenn die Fans kommen würden. 2013 ist dann eine Anfrage vom Jahn gekommen, ob er der neue Geschäftsführer werden will. Dass er vorher Regensburg und die Region nicht wirklich kannte, daraus machte Keller keinen Hehl. Heute wisse er, wie schön es ist.

Das erste Jahr sei nicht besonders toll gewesen: Abstieg in die Regionalliga und der Bau des 15 000-Zuschauer-Stadions, was bei Vielen völliges Unverständnis hervorrief. "Ein Abstieg ist immer scheiße, vor allem in Hinblick auf die vielen Beschäftigten, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben". Er gab zu, damals manche falsche Entscheidungen getroffen zu haben, die finanzielle Lage beim Jahn sei miserabel gewesen. "Es war ein Kampf auf der Rasierklinge. Aber es gab keine Alternative".

Steiler Aufstieg

Seine vordringlichste Aufgabe sei es gewesen, den SSV Jahn wieder als einen seriösen Partner für die Wirtschaft zu machen. Keller erinnert sich noch an das Derby gegen den FC Amberg, als 13 000 Zuschauer ins Stadion kamen. Das neue, in sich geschlossene Stadion zeichne sich durch eine Mega-Stimmung aus. "Dieses neue Stadion hat die Region erweckt." Sein Ziel beim Jahn sei gewesen, Botschafter für die ambitionierte, bodenständige und glaubwürdige ostbayerische Heimat zu werden. "In Ostbayern ist die Welt noch mehr in Ordnung als in Bayern. So muss auch der Jahn sein." Im sportlichen Bereich ging es steil bergauf, der Jahn stieg in die 3. Liga auf und schaffte 2017 mit dem Relegationsspiel gegen die Münchener Löwen den Durchmarsch in die 2. Liga.

Dr. Keller stellte sich auch Fragen zum Abgang von Trainer Heiko Herrlich, der nur einen Vertrag für die 3., aber nicht für die 2. Liga hatte. Der Geschäftsführer erklärte, dass per Handschlag eine Vertragsverlängerung vereinbart gewesen sei. Einen Tag vor der Vertragsunterzeichnung habe ihn Herrlich angerufen und mitgeteilt, dass er ein Angebot von Leverkusen habe. "Da habe ich ihn aus dem Handschlag entlassen". Keller erinnert sich, als Herrlich nach Regensburg kam, da gab es einige Schwierigkeiten, Teile der Mannschaft moserten. "Mir war klar, lieber wechsle ich die ganze Mannschaft aus, als den Trainer zu entlassen", sagt der Sportmanager. Mit Herrlich kam der Erfolg zum Jahn zurück. Als Nachfolger verpflichtet der SSV Jahn Armin Beierlorzer. Dabei haben die Regensburger den wohl kleinsten Etat in der 2. Bundesliga.

 

Zuversicht für 2. Liga

"Wir müssen uns in der 2. Liga etablieren. Das wird schwer genug, aber ich bin zuversichtlich." Der Spielerkader sei für diese Saison in der Breite besser aufgestellt, dadurch werde auch das Trainingsniveau besser und das Leistungsniveau höher.

Rosner fragte nach, was der SSV Jahn in Sachen Nachwuchsarbeit macht. Dr. Keller erklärte, dass das eine Aufgabe auf lange Sicht sei, dass jedes Jahr einer für den Profibereich "herauspurzle". Das sei schwer genug. Der SSV Jahn wolle der Verein mit der besten Nachwuchsarbeit in der Region sein und damit den Fußball in der Region stärken. Dr. Keller verwies darauf, dass in manchen großen Nachwuchsleistungszentren horrende Gelder für Jugendliche bezahlt würden – "15 000 bis 20 000 Euro im Monat sind da teilweise schon drin". Diese negativen Auswirkungen schaden dem deutschen Fußball. Die jüngste WM sei ein Beispiel dafür.

… Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/ambitioniert-bodenstaendig-verein-id2451616.html