„Weißes Gold“ im MQ

Von | 14. April 2013

Ausstellung zur Porzellangeschichte der Stadt Tirschenreuth

Der Zeitgeschichte im Allgemeinen und der des Porzellans im Speziellen widmet sich die Sonderausstellung „175 Jahre Porzellanfabrik Tirschenreuth“ im Museumsquartier (MQ). Franz Göhl, selbst Porzelliner mit Leib und Seele, hat drei Monate lang Daten zusammengetragen, Exponate gesichtet und alles wohlgeordnet zu einer ganz besonderen Präsentation geformt.

Freilich standen dem Initiator zahlreiche Helfer, die, wie es Museumsdirektor Wilhelm Siemen aus Selb formulierte, ebenso vom „Bazillus Porzellanae“ befallen sind, zur Seite. Die Mitglieder des Fördervereins des Porzellan- und Kachelmuseums mit Vorsitzender Herta Bayreuther durchforsteten den Fundus auf dem Dachboden des Museumsquartiers nach aussagekräftigen Unikaten.

Dasselbe tat die Kuratorin des Porzellanmuseums in Hohenberg, Petra Werner, in ihrem Haus. Denn zahlreiche wertvolle Stücke der Ausstellung stammen von dort. Man sieht es der Präsentation an, dass hier Fachleute am Werk waren. Neben außergewöhnlichen Porzellanen, werden auf Schautafeln 175 Jahre Geschichte auf eine sehr informative aber nicht überladene Weise erklärt. Je zwei Plakate stellen die Epoche auf der einen Seite unter politischen und kulturellen Aspekten dar. Das zweite Plakat widmet sich ausschließlich der Historie des Porzellans im jeweiligen Zeitraum.

Bürgermeister Franz Stahl sprach von einer gelungen Darstellung aller Höhen und Tiefen der Porzellanindustrie in der Kreisstadt. Besonders erfreut war er, dass er im MQ erstmals eine richtige Hoheit, die Porzellankönigin Marina I., begrüßen durfte. Das „weiße Gold“ habe schon immer die Menschen in der Region geprägt, sagte Stahl. Es habe Zeiten gegeben, wo mehr als 750 Menschen Arbeit und Brot in der Porzellanfabrik fanden.<
Hohe Qualität sei hier produziert worden, Exportschlager aus Tirschenreuth für die Welt. Dass die Porzellanindustrie in der Kreisstadt nach der Schließung der Fabrik im Jahr 1994 nicht in Vergessenheit geraten ist, sei in der Hauptsache ein Verdienst des Fördervereins.

Franz Göhl erinnerte an den Anfang der Tirschenreuther Porzellanindustrie. 1838 nahm Heinrich Eichhorn aus Lichtenfels mit sieben Angestellten die Produktion auf.

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Größte Fabrik der Oberpfalz

Der Tirschenreuther Porzelliner August Bauscher gründete 1881 die gleichnamige Porzellanfabrik in Weiden. Als wohl erfolgreichste Persönlichkeit der Tirschenreuther Porzellanära schilderte der Sprecher Carl Gotthold Mezger, der die Geschicke der Porzellanfabrik bis 1906 äußerst erfolgreich lenkte. Er habe die Fabrik zur größten in der Oberpfalz gemacht. Zu dieser Zeit habe praktisch jeder zweite Einwohner der Kreisstadt in der Fabrik gearbeitet.

Die Sammlung des Fördervereins bezeichnete Göhl als einen Riesenschatz, der wesentlich dazu beitrage, dass Stadt- und Industriegeschichte nicht in Vergessenheit gerieten. „Porzellan ist etwas ganz besonderes. Sein Design spiegelt auch die jeweiligen Zeitepochen wider“, sagte die Vorsitzende des Fördervereins, Herta Bayreuther. „Unsere Stücke sind hier in einem qualitäts- und niveauvollem Haus bestens präsentiert“, lobte Wilhelm Siemen das MQ. Porzellan fasziniere die Menschheit seit über 1000 Jahren, sagte er. Einst sei Porzellan mit Gold aufgewogen worden, erinnerte er an die Blütezeiten. Ab 1718 habe der Siegeszug der Porzellanindustrie von Wien aus begonnen. In die Region sei sie über Thüringen, Sachsen und Böhmen gekommen. Schließlich sei das nördliche Bayern das Weltzentrum des Porzellans gewesen.Musikalisch begleiteten Jasmin Blei und Hannah Römer von der Kreismusikschule die Vernissage auf ihren Querflöten.

Am internationalen Museumstag am 12. Mai können Interessierte unter fachkundiger Anleitung ihr eigenes Porzellanschweinchen bemalen. Das ist auch der letzte Tag der Präsentation, die dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist.

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Quelle – Text und Bild: Der neue Tag vom 13.04.2013