Gesunde Kompromisse finden

Von | 19. September 2019

Sie war nicht die einzige Bewerberin, machte aber aufgrund ihrer schulischen und beruflichen Qualifikationen letztendlich das Rennen. Stefanie Süß ist seit Montag dieser Woche die neue Leiterin der Tirschenreuther Tourist-Info.

Ihr Vorgänger Ludwig Bundscherer hat auf eigenen Wunsch diesen Platz freigemacht und geht jetzt neue Wege in der freien Wirtschaft. "Sie können sich hier voll austoben", begrüßte Bürgermeister Franz Stahl die neue Mitarbeiterin, die aus Tirschenreuth stammt. Die 29-Jährige ging hier in die Grundschule und absolvierte das Stiftland-Gymnasium.

Fügung des Schicksals

Ihre Ausbildung begann anschließend in der Schule für Hotel- und Tourismusmanagement in Wiesau. Kurz vor der Gartenschau 2013 machte sie ein einmonatiges Praktikum in der Tirschenreuther Tourist-Info. Dann arbeitete sie in einer Bayreuther Reiseagentur als Tourismusfachkraft. "Ich habe schnell gemerkt, dass ich weiterkommen will", begründet sie den Wechsel an die Technische Hochschule in Deggendorf, wo sie ihr Tourismusmanagement-Studio mit dem Bachelor-Abschluss krönte.

"Genau zum Ende meines Studiums wurde der Platz in Tirschenreuth frei", beschreibt sie die Fügung des Schicksals. Ihre Sprachkenntnisse schätzt sie selbst so ein, dass sie Englisch fließend spricht, Spanisch gut lesen kann und bei der tschechischen Sprache auf Einstiegsniveau agiert.

Stefanie Süß ist künftig nicht nur für die Tourist-Info verantwortlich, sondern auch für das Museumsquartier. "Nachdem Ludwig Bundscherer zum 31. August ausgeschieden ist, war es wichtig für uns schnell einen adäquaten Nachfolger zu finden", erklärt Bürgermeister Stahl. Schließlich habe sich die Tourismusbranche in der Stadt seit der Gartenschau zu einem maßgeblichen wirtschaftlichen Standbein entwickelt: Bezogen auf Tagesgäste, Gästeübernachtungen und die Teilnehmer an Führungen seien die Zahlen sprichwörtlich durch die Decke gegangen. Fanden vor der Gartenschau im Jahr durchschnittlich fünf Führungen statt, seien es jetzt zwischen 150 und 200 pro Jahr. Stahl sei von der Qualifikation der neuen Mitarbeiterin überzeugt, erklärte er und erwartet "entsprechende Innovationen".

Breitgefächertes Spektrum

Stefanie Süß hat sich bereits beim Bewerbungsgespräch als sehr kreative Mitarbeiterin vorgestellt und frische Ideen auf den Tisch gelegt. Ihre Aufgabe sei es, das vorhandene Level nicht nur zu halten, sondern zu steigern. Als äußerst wichtig sieht dabei der Rathauschef die intensive Zusammenarbeit mit Vermietern und Gastronomen. "Da wir ein breitgefächertes Spektrum abdecken, werden Sie viele Bereiche beackern müssen", beschrieb er das Aufgabengebiet. Des Weiteren motivierte er die neue Mitarbeiterin frische Ideen zu kreieren. "Es gibt keine schlechten Vorschläge. Schlecht ist es nur, wenn Vorschläge aus welchen Gründen auch immer zurückgehalten werden."

Susanne Stich, Petra Römer und Gaby Saller bezeichnete Stahl als versierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen in der Abteilung. Vieles sei in den vergangenen Jahren in den Tourismus investiert worden, sagte Stahl, sowohl in Produkte, als auch in den Internetauftritt. Gerade Letzteres habe sich bestens bewährt, was die Zugriffszahlen zeigten. Heruntergebrochen auf die Bevölkerungszahl könne Tirschenreuth da locker mit Metropolen wie Regensburg oder Nürnberg mithalten.

Die Tourist-Info sei seinerzeit für eineinhalb Mitarbeiter konzipiert gewesen und platze mittlerweile aus allen Nähten. Auch Kathrin Demleitner, die vor Ludwig Bundscherer die Chefin war, kommt im Oktober 2020 wieder aus der Elternzeit zurück. Fünf Mitarbeiterinnen verkrafte die derzeitige räumliche Situation nicht. Im Frühjahr 2023 werde die Tourist-Info auf den Marktplatz ins "Rathaus II" umziehen. Dann stehe etwa dreimal so viel Platz für diese wichtige Einrichtung zur Verfügung.

Stefanie Süß weiß, dass der Trend im Tourismus immer stärker Richtung Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Tourismus 4.0 gehe. "Trotzdem will ich hier die Entschleunigung bewahren, das ist mir ganz wichtig", sagt sie. Alles ginge immer schneller und werde immer größer. Da sei es wichtig einen guten Ausgleich zu finden. Mit der Natur in unserer Gegend habe man dabei beste Voraussetzungen.

Aber natürlich verschließe sie sich nicht der modernen Zeit, will die Verbindung mit sozialen Medien und mit der Digitalisierung mitgehen. Ihre Aufgabe sieht sie darin aus beiden Aspekten den gesunden Kompromiss zu finden – ganz nach dem Motto: "Es gibt viele Trends. Aber man muss auch schauen, was hierher passt. Man muss nicht auf jeden Zug aufspringen."