Gedenktage als Stützen der Erinnerung

Von | 17. November 2014

Millionen Tote klagen immer wieder an. Die Opfer von Krieg und Gewalt sind aber auch als Mahnung zu verstehen, was die Menschen heute für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt tun können – nicht nur am Volkstrauertag.

Wäre es nach all den Jahrzehnten nicht besser, die Erinnerung an die Geschichte ruhen zu lassen, die schrecklichen Zeiten zu vergessen und die Tradition des Volkstrauertages zu beenden? Ein entschiedenes „Nein“ sagte dazu am gestrigen Volkstrauertag der Tirschenreuther Bürgermeister Franz Stahl . „Mitten in unserem Frieden kommt uns nämlich der Krieg immer noch nahe.“ Unser Gedächtnis brauche Stützen der Erinnerung. „Gedenktage und Denkmale bringen zum Ausdruck, welche Ereignisse und Erfahrungen unserer Geschichte wir im Bewusstsein auch künftiger Generationen bewahren und lebendig halten wollen.“

Bürgermeister Roland Grillmeier bezeichnete den Ersten Weltkrieg als die Katastrophe des 20. Jahrhunderts. „Es war der Sündenfall schlechthin.“ Dabei wurden mit den vielen Toten auch Träume und Hoffnungen der folgenden Generation begraben. „Das war die Saat für weiteres Unheil.“ Trotz vieler Krisen und Konflikte in allen Teilen der Welt herrsche in Europa seit 70 Jahren Frieden. Gerade persönliche Verbindungen und Erfahrungen seien dafür die Grundlage. Bei seinen Besuchen heuer in England und Polen habe er gespürt, wie aus früheren Erzfeinden Freunde wurden. Im Anschluss gedachten Schüler der M9 der Opfer des Ersten Weltkriegs (eigener Bericht folgt).

Für Bernd Sommer war die Wiedervereinigung Deutschlands vor 25 Jahren nach einer friedlichen Revolution ein Geschenk Gottes. Der Waldsassener Bürgermeister sah die Kriegsgräber im In- und Ausland wieder stärker im Fokus der Weltöffentlichkeit. „Das ist gut so, denn sie können eine Ahnung von dem massenhaften Leid vermitteln, das der Krieg über die Menschen bringt und das Leben von Generationen beeinflusst.“ Wie auch schon in den Vorjahren brachten drei Schüler der Mittelschule Waldsassen, Elias Burger, Stefan Pappenberger und Luca Zimmermann, mit dem Gedicht „Es bleiben Fragen“ von Wolfgang Held ihren eigenen Beitrag zum Volkstrauertag und zeigten so, dass sich auch die jüngere Generation dem Sinn des Volkstrauertages nicht verschließt.

„Öffnen wir unsere Herzen und auch unsere Häuser für die vom Krieg Verfolgten der Welt“, appellierte Bürgermeisterin Friederike Sonnemann in Waldershof an die Besucher der Gedenkfeier. „Flüchtlingen eine Zuflucht zu geben, hilfreich zu sein, heißt auch, den Gefallenen gerecht zu werden.“ Die jungen Waldershofer forderte sie auf, in die Welt hinaus zu gehen und damit den Horizont zu erweitern. „Lernt andere Lebensweisen und Kulturen kennen und achten. Schließt Freundschaften mit allen Völkern. Denn das ist der beste Grundstein für gegenseitigen Respekt, Achtung und Frieden.“

„Wir haben uns hier versammelt um den Männern, Frauen und Kinder zu gedenken, die in der Vergangenheit wie auch in unserer Gegenwart Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind“, erinnerte Bürgermeister Toni Dutz . Gedenktage seien nicht nur ein Ritual, sie seien viel mehr dazu da, ein Zeichen zu setzen. Der Volkstrauertag sei mit den beiden Kriegen eng verknüpft. Zwar seien seitdem Jahrzehnte vergangen, aber die Mechanismen, die zum Ausbruch führten, seien immer noch wirksam. „Krieg und Gewalt sind auch heute trauriger Alltag.“ Frieden, Freiheit und die Wahrung der Menschenrechte seien empfindliche Güter, die uns nicht geschenkt würden. „Es lohnt sich, für diese Werte einzutreten.“

„Krieg hat immer ein grausames und ungerechtes Gesicht“, wusste Bürgermeister Wolfgang Braun . Der Fuchsmühler Bürgermeister forderte alle auf, wachsam zu sein und zu bleiben gegenüber jeder Form von Extremismus und Totalitarismus sowie Intoleranz und Fremdenhass. „So etwas darf es nie wieder geben.“ Es sei wichtig dass sich jeder Einzelne weiterhin mit ganzer Kraft dafür einsetze, dass unsere Kinder und Enkel in eine Welt hineinwachsen, in der die Völker ohne Furcht, Zwang und Krieg miteinander in Frieden zusammenleben können.

Der Plößberger Bürgermeister Lothar Müller sah im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft eine zutiefst emotionale Angelegenheit. „Mitgefühl ist gefragt.“ Das sei eine zutiefst menschliche Errungenschaft und setze das Vermögen voraus, die Gefühle anderer, ihre Trauer und ihren Schmerz anzuerkennen und sich in sie hineinzudenken. Respekt, Toleranz und Solidarität schützten vor Hass und Vorurteilen. „Wer mitfühlen kann, ist ein friedfertiger Mensch.“

Quelle: oberpfalznetz.de