375-Jahr-Feier auf der Donau

Von | 23. Juni 2019

Gegründet im Jahr 1644, seit jeher in Familienbesitz und aktuell so erfolgreich wie wohl noch nie: Daher überrascht es nicht, dass sich die Tuchfabrik Mehler zum Jubiläum etwas ganz Besonderes überlegt hat.


Um da s 375-jährige Bestehen gebührend zu feiern, wählte das Unternehmen nicht irgendeinen Saal, sondern das prächtige Ambiente der „Kristallkönigin“. Mit dem Ausflugsschiff, in dem über eine Million Swarovski-Steine verbaut sind, ging es von Regensburg aus auf eine mehrstündige Dinnerfahrt auf der Donau. Eingeladen dazu waren neben den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und ihren Partnern auch Geschäftspartner, Kunden und der Tirschenreuther Stadtrat. Auch aus der Spinnerei in Forst (Brandenburg) war ein Bus voller Mitarbeiter angereist, die wegen der weiten Anfahrt im Stiftland übernachteten und so am Tag darauf noch die Gelegenheit zu einer Besichtigung der Tuchfabrik bekamen.

Nach der Begrüßung der rund 240-köpfigen Festgesellschaft durch Kapitän Maximilian Dick ergriff kaufmännischer Geschäftsführer Paulus Mehler das Wort, auch im Namen seines Cousins und technischen Geschäftsführers Ludwig Mehler. Einen herzlichen Dank richtete er an die Belegschaft für Treue, Loyalität und Fleiß. Zudem unterstrich er die Bedeutung beider Standorte: „Wir sind eine große Betriebsfamilie. Nur gemeinsam sind wir erfolgreich. Tirschenreuth braucht Forst und Forst braucht Tirschenreuth."

Weiter würdigte Paulus Mehler jahrzehntelange Kunden für ihre Treue und Ideen. Bürgermeister Franz Stahl und dem Stadtrat dankte er für die stetige Unterstützung. „Das ist unkompliziert gelaufen“, bemerkte Mehler erfreut zur Erweiterung um das ehemalige Hamm-Areal. In seiner Laudatio stellte Mehler zudem die Zuverlässigkeit der in den vergangenen Jahren beauftragten Handwerksbetriebe heraus.

Vor einem Streifzug durch die wechselhafte Geschichte mit Aufzählung wichtiger Meilensteine dankte Paulus Mehler besonders dem Seniorchef Alfred Mehler und dessen Frau Marianne: „Er hat unheimlich viel in schwierigen Zeiten für den Fortbestand der Firma geleistet. Nur durch sein Durchhaltevermögen sind wir heute hier.“ In 375 Jahren habe es dramatische wirtschaftliche Umbrüche, familiäre Probleme und Disharmonien sowie immer wieder Produkt- und Verbraucherveränderungen gegeben. Mehler erinnerte an Drohungen durch die Tuchmacherzunft wegen neuer Produktionstechniken, Anfeindungen durch die SS wegen der Herstellung von Stoffen für den Klerus und die Zwangsschließung des Betriebs im Zweiten Weltkrieg. Erfolgreich sei das Unternehmen heute mit der Fokussierung auf Nischenprodukte, etwa mit der Herstellung von Uniformstoffen und Spezialprodukten für Interieur. Paulus Mehler stellte nicht zuletzt die technische Modernisierung durch Ludwig Mehler heraus und erklärte, dass das enorme Wachstum in den vergangenen 15 Jahren nur durch den Kauf der Spinnerei Forst habe realisiert werden können.

"Tolle und moderne Vorzeigebetriebe sind untergegangen, von 185 Unternehmen um 1960 sind nur wir übrig geblieben“, gab Mehler zur Textilbranche zu bedenken und nannte es einen „Segen“, dass die Firma noch existiert. Der Schutzpatron, der heilige Josef, habe ganze Arbeit geleistet. „Wir sind das 11. älteste Familienunternehmen und das 29. älteste Industrieunternehmen in der ganzen Bundesrepublik. Das erfüllt uns ein bisschen mit Stolz, aber vor allem mit Dankbarkeit und Demut“, so Mehler sichtlich bewegt. Mit Sparsamkeit und Fleiß wolle man das Unternehmen in die Zukunft führen. „Wir freuen uns, dass die 12. Generation bereits mit Maximilian im Unternehmen ist und seine Brüder Johannes und Felix auch bereit sind, ihn zu unterstützen“, schloss Mehler mit einem Hinweis auf seine Söhne.

„Es war mir wichtig, dem ältesten Betrieb persönlich zu gratulieren“, bekannte Bürgermeister Franz Stahl, der seine Teilnahme entgegen ursprünglicher Planungen doch noch einrichten konnte. Gefreut habe Stahl, dass Paulus Mehler in seiner Rede als erstes nicht die Ehrengäste, sondern die Mitarbeiter genannt habe. „Sie sind schließlich das Potenzial der Firma.“ Stahl betonte, dass die Tuchfabrik „wahnsinnig viel Kreativität und Durchhaltevermögen“ gezeigt habe. Glückwünsche gab es auch dafür, dass die Nachfolge geregelt sei. „Alles Gute für die nächsten Hunderte von Jahren“, schloss Stahl und überreichte als Geschenk einen Nachdruck eines Merian-Stichs mit der Tirschenreuther Stadtansicht – aus etwa der Zeit, in der auch die Tuchfabrik Mehler gegründet wurde…

Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/375-jahr-feier-donau-id2761762.html