Kritik an Industrieansiedlung: Stadt Tirschenreuth stets zum Dialog bereit

Von | 5. April 2021

Die Bemühungen für eine Industrieansiedlung in Tirschenreuths Süden werden von Naturschützern kritisch betrachtet. Dabei wollen Stadt und Planer eine faire Diskussion. Sie versprechen intensive Untersuchungen sowie maximale Transparenz.

Auf rund 35 Hektar plant die Ziegler-Group an der Bundesstraße 15 ein außergewöhnliches Projekt. Ein „Holzbau-Kompetenz-Zentrum“ soll nahe der Kreisstadt entstehen, in dem bis zu 3000 Häuser im Jahr gefertigt werden. Zudem ist ein Bereich für Musterhäuser geplant. Kommen sollen damit bis zu 1000 Arbeitsplätze, weichen müssen allerdings auch 20 bis 25 Hektar Waldflächen. Aktuell läuft das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans. Aber auch die öffentliche Diskussion hat Fahrt aufgenommen. Jüngst mit einer ablehnenden Reaktion des Landesbundes für Vogelschutz, der sich um das wertvolle Moor, die Heimat bedrohter Tierarten und den Biotopverbund sorgt.

„Ins rechte Licht rücken“

Die Sorgen um Natur und Tierbestand nehmen Stadt und Planer sehr ernst, allerdings hat Bürgermeister Franz Stahl auch die Entwicklung der Kreisstadt im Auge. Beiden ist jedoch eine sachliche Herangehensweise an das Vorhaben wichtig. Und hier stoßen gerade Franz Stahl die jüngsten Aussagen sauer auf. Grundsätzlich merkt er an, dass dieses Vorhaben der Ziegler-Group von allen politischen Gruppierungen der Stadt mitgetragen würde. Und nach dem Auftritt der LBV-Vertreter wollte Stahl doch einige Dinge „ins rechte Licht rücken“. In den Aussagen der LBV-Vertreter habe der Bürgermeister eine immer gleiche Vorgehensweise erkannt. „Wir sind prinzipiell dagegen“, interpretierte er die Haltung und wehrte sich vehement, dass Stadt und Planer völlig unkritisch über Naturschutzbelange hinweggehen würden. Gerade im Bereich „Grün“ habe Tirschenreuth, etwa mit der Gartenschau sowie Ausgleichs- und Habitatflächen, große Anstrengungen unternommen.

Keine Planung ins Blaue hinein

Gedanken habe man sich natürlich über die Auswahl des Geländes gemacht. So befinde sich bereits Industrie vor Ort, mit dem Betonwerk, der Schmelitz und der Kaolingrube. Zudem seien die Waldflächen in der Vergangenheit schon für den Betrieb der Öfen der Porzellanfabriken genutzt worden. Und mit den Abbaubereichen im Flächennutzungsplan sei bereits eine gewerbliche Nutzung dargestellt. Wichtig ist dem Bürgermeister auch, dass die Stadt keine Planung ins Blaue hinein betreibe.

„Wir betreiben ein projektbezogenes Ausweisungsverfahren“, verdeutlichte Stahl, dass eben nur wirklich benötigte Flächen angestrebt werden. Allen Stellen versicherte Stahl, dass Stadt und Planer stets zum Dialog bereitstehen würden. Natürlich würden auch alle rechtlichen Vorgaben erfüllt. „Wir sind bereit, Lösungsansätze zu suchen“, garantierte Stahl bei einem Pressetermin vor Ort. Um die Geschlossenheit der politischen Seite zu verdeutlichen, hatte Stahl die Vertreter der Stadtratsfraktionen dazu eingeladen.

Vorbildlicher Planungsprozess

Mit dabei am vergangenen Donnerstag war auch Landschaftsarchitekt Dietmar Narr vom Planungsbüro NRT. Der wandte sich gegen die Behauptung, dass man über Naturschutzbelange hinweg gehe. Vielmehr unterstrich Narr einen „vorbildlichen Planungsprozess“, in dem schon frühzeitig die Fachstellen, darunter auch die Naturschutzbehörde am Landratsamt, aufgesucht worden seien. Nach Ostern werde durch mehrere Büros mit einer natur- und artenschutzrechtlichen Bestandsaufnahme begonnen. Eben diese „Tiefenschärfe“ bei der Betrachtung des Areals vermisste der Landschaftsarchitekt bei den Vertretern des Landesbundes…

Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/kritik-industrieansiedlung-stadt-tirschenreuth-stets-dialog-bereit-id3208387.html