Faschingsauftakt und schon ist alles wieder vorbei

Von | 13. November 2020

Kein Galaabend, kein neues Prinzenpaar, kein Kinderfasching, kein Faschingszug: Die Faschingsgesellschaft Tursiana sagt alles ab, nimmt aber dennoch wegen der Tradition den Stadtschlüssel und das Stadtsäckel entgegen.

Das wird wohl die ruhigste Faschingssaison der „Tursiana“ seit der Gründung vor 45 Jahren. Am 11.11.2020, zum Faschingsauftakt, überreichte Bürgermeister Franz Stahl dem Prinzenpaar symbolisch den Rathausschlüssel und das Stadtsäckel. Das war’s dann wohl mit dem Fasching 2020/21. Nicht einmal die Prinzessin durfte Stahl bei der Ordensüberreichung küssen. „Das ist jetzt echt sehr schade“, bedauerte das Stadtoberhaupt und schenkte ihrer Hoheit Sarah I. dafür ein charmantes Lächeln.

Sarah I. und ihr Prinz Ralph I. amtieren ein zweites Mal, worüber die „Tursiana“ sehr froh ist. Denn wegen Corona wurde auf ein neues Prinzenpaar verzichtet. Nur ein einziges Mal in der Vereinsgeschichte, weiß Präsidentin Iris Fennerl, habe eine Prinzessin ein zweites Jahr regiert, weil sie in ihrem Amtsjahr krank geworden sei. Corona hin oder her: Nicht verzichten wollte die „Tursiana“ auf die traditionelle Schlüsselübergabe, worauf auch Stahl Wert legte. Schließlich sei der Fasching nicht gänzlich abgeschafft. Und damit wolle man demonstrieren, wie wichtig Kultur auch in Krisenzeiten sei, lauteten seine Gedanken dazu. Viel Gelächter gab es im Foyer vor dem Bürgermeisterzimmer, als Stahl die Delegation der Faschingsnarren mit der „Beißzange“ empfing. Der Amtschef hatte sich zwei Grillzangen bereitgelegt, um den erforderlichen Abstand zu wahren bei der Überreichung von Schlüssel und Stadtsäckel. Es sei ein schweres Jahr, deshalb sei das Stadtsäckel heuer schmal, klagte Stahl.

Ob von dem „wenigen Inhalt“ etwas übrig bleibt, steht auch in den Sternen, denn die „Tursiana“ wird in dieser Saison keinerlei Einnahmen verzeichnen können. Faschingszug und Veranstaltungen seien abgesagt, musste Iris Fennerl musste schweren Herzens bekanntgeben. Alles andere sei unverantwortlich. Stahl hatte Verständnis, hier werde Verantwortung übernommen.Zur Tradition am Mittwoch gehörte aber auch die Übergabe des Faschingsordens. Und da wurde herzlich gelacht, als Stahl versuchte, sich den „Corona-Orden“ mit der Grillzange um den Hals zu legen. Der Versuch scheiterte kläglich.

Iris Fennerl sah das Auszeit-Faschingsjahr als Chance für eine neue Kreativität im Verein. Zum „Corona-Orden“ erklärte sie, es gebe ihn nur in limitierter Auflage von 150 Stück. Normalerweise lasse die „Tursiana“ 450 Exemplare herstellen. Allen Grund zum Weinen hat Sarah I. Die 24-jährige Faschingsprinzessin hat in dieser Saison nichts zu tun. Keine rauschenden Feste, keine öffentlichen Auftritte, keine Ordensverleihungen. Doch Sarah Strobel und ihr Prinz, Ralph Haas (35) haben die Faschingsgesellschaft schon im Fasching 2019/21 begleitet – und in diesem Jubiläumsjahr bei unzähligen großen Auftritten glänzen dürfen, unter anderem beim Oberfränkischen Prinzentreffen, das in Tirschenreuth stattfand. Auf die Frage an Sarah I., was sie wohl in dieser geplatzten Faschingssaison am meisten vermissen werde, seufzt Sarah I. sehr. „Alles“, sagt sie und fügt tieftraurig an: „Das wird ganz schön langweilig.“…

Quelle und ganzer Text: https://www.onetz.de/oberpfalz/tirschenreuth/faschingsauftakt-schon-alles-vorbei-id3133972.html