Horst Seehofer sprach vor CSU-Bezirksversammlung in Tirschenreuth

Von | 18. Juli 2013
Hoher Besuch für Bürgermeister Franz Stahl: Der Ministerpräsident ist nach Tirschenreuth gekommen.

Hoher Besuch für Bürgermeister Franz Stahl: Der Ministerpräsident ist nach Tirschenreuth gekommen.

Den Bayerischen Defiliermarsch als Auftrittsmarsch der Bayerischen Ministerpräsidenten haben sie schon lange abgeschafft, die Schwarzen. Auch als Ministerpräsident Horst Seehofer am Samstag als Gast des Oberpfälzer Bezirks-Parteitages der CSU in den Kettelersaal eintrat, rührte sich nichts außer Beifall. In diesem Fall passte der geräuschlose Auftritt: Man werde bis zur Landtagswahl einen „schüchternen Horst Seehofer“ erleben, hatte dieser ja schon angekündigt. Nicht rühren, nicht schütteln, scheint tatsächlich die Devise des obersten Bayern zu sein in Zeiten, in denen laut Umfragen eine absolute Mehrheit wieder in Reichweite gerückt zu sein scheint. Keine Bierzelt-Rhetorik, sachlich und verhalten optimistisch wie der Vorstandsvorsitzende eines Unternehmens, dessen Börsennotierung sich gerade wieder stabilisiert hat, tritt Seehofer auf. Er hat ja auch hier niemanden zu begeistern, es sind nur Parteifreunde hier. Als er Staatssekretär Markus Sackmann grüßt, der schwer an einem Gehirntumor erkrankt war, scheint ihn der Dröhnbass seiner eigene Stimme zu stören: „Es ist ein bissel zu laut, vielleicht kann man es etwas zurücktun“, bittet er und braucht, sichtlich gerührt, eine Weile, bis er in die gewohnte Wahlkampf-Rhetorik zurückfindet. Fast fürsorglich äußert er sich über die Landtags-SPD: „Ich sage euch, es ist ein Jammer, wenn man der SPD zuhört. So schwach war sie noch nie.“ Als wäre er der Wahlkampfberater der Sozis, empfiehlt er: „Ich warte immer auf eine Idee, die den Kopf erreicht und das Herz erwärmt“, doch das Einzige, was die Roten könnten, wäre „Schlechtmachen des Landes und Diffamierung von Menschen“. Von dieser Seite sieht der CSU-Chef also offenbar keine Gefahr, dennoch warnt er die Parteifreunde vor all zu großem Optimismus: „Im September werden sich neue Stimmungen bilden.“ Bis dahin müsse gekämpft werden in bescheidenem Bewusstsein: „Wir üben keine Herrschaft aus, wir verrichten einen Dienst.“ Der Wähler erwarte „authentische Frauen und Männer. Die Leute müssen sich bei uns zu Hause fühlen.“ Für den Fall eines Wahlerfolgs kündigte der Ministerpräsident an, sich weiter für den ländlichen Raum einzusetzen. „Es wird Bayern auf Dauer nicht gut gehen, wenn es nicht allen Regionen gut geht.“ Und mit der Idee eines neuen „Heimatministeriums“ scheint er es ernst zu meinen: „Ich werde nach der Wahl einen Minister/eine Ministerin für Heimat benennen“, kündigte er an. Die Aufgabe der Förderung der Regionen solle nämlich in einer Hand liegen. Für diese „Weichenstellung in der Geschichte des Freistaats Bayern“ werde „eine ganz starke Persönlichkeit“ gesucht. Und Horst Seehofer scheint schon konkrete Vorstellungen zu haben, wer das sein könnte: „Wir werden dieses Ministeramt im Norden Bayerns ansiedeln“, versprach er, und es klang so, als solle das ganze Ministerium in Nordbayern angesiedelt werden. Auch werde er Bayern nach außen hin gegenüber Europa stark machen. „Jede Woche kommt eine Maßnahme, die Arbeitsplätze in Deutschland und in Bayern gefährdet.“ So treffe ein weiter verminderter Kohlendioxid-Ausstoß für die Autoindustrie vor allem die bayerischen Premiumhersteller. Auch will Horst Seehofer die EU überzeugen, dass Ostbayern als Sonder-Fördergebiet anerkannt wird, um die Nähe zu den voll geförderten tschechischen Grenzgebieten auszugleichen. Bis jetzt sei es nicht gelungen, die EU von der Notwendigkeit zu überzeugen. „Darüber entscheidet ein einziger EU-Kommissar“, ärgert sich der Ministerpräsident. Das kränkt ihn schon ein wenig: „Wenn ich unterwegs bin, glauben die meisten, dass Bayern ein eigenständiger Staat ist. Ich lasse sie in dem Glauben.“ Ein wenig Bayerischer König steckt also schon noch im Ministerpräsidenten, auch wenn er ohne den Defiliermarsch einmarschiert: „Wir sind ein Land, das es auch alleine könnte, wenn man uns ließe“, sinniert er. Zumindest verspricht er schon mal für die nächste Legislaturperiode ernsthaft: „Wir werden im Bayerischen Landtag fünf Jahre lang keine neuen Paragrafen machen“. Quelle: owz-online.de