Goldene Bücher erzählen Stadtgeschichte anhand prominenter Besucher und wichtiger Ereignisse

Von | 19. August 2014

Heuer feiert Tirschenreuth 650 Jahre Stadterhebung. Ein Anlass, der sicher auch im Goldenen Buch der Stadt seine Würdigung findet. Die Einträge vom 11. und 12. Juli 1964 verraten, dass zur 600-Jahrfeier der damalige Vizekanzler Erich Mende als Gast in der Stadt weilte.

Zwei dieser Bücher, in denen sich Prominenz aus nah und fern verewigt hat, nennt die Stadt Tirschenreuth ihr Eigen. In das Erste werfen wir am heutigen Montag einen genauen Blick. Der zweite Teil folgt in einer unserer nächsten Ausgaben.

Eher spärlich der erste Eintrag vom 30. Mai 1931 durch den Kronprinzen von Bayern: „Rupprecht“ steht da, seine Unterschrift. Mehr hat er nicht an schriftlichen Spuren hinterlassen. Als Gast des Kriegervereins weilte er in der Stadt, weiß die Chronik.

Sie verrät auch, dass der damalige Inspektor und spätere Stadtamtmann Georg Heldmann den Einfall hatte, dass sich Seine Königliche Hoheit per Unterschrift auf „einem guten Blatt Papier“ verewigen sollte. Die Geburtsstunde des Goldenen Buches der Stadt.

Sprüche im Dritten Reich

Weitere 71 Einträge folgen im Buch, das in feinstes Schweinsleder gebunden ist und auf dem äußeren Umschlag das Rathaus mit dem oberen Marktplatz zeigt. Auf dem inneren Umschlag steht in goldenen Lettern: „Das Goldene Buch der Stadt Tirschenreuth.“ Darunter ist das Stadtwappen ins Leder geprägt. „Es gibt Gemeinden, die haben die Einträge aus dieser Zeit aus den Goldenen Büchern getilgt. Wir nicht, das war halt so, auch das ist Zeitgeschichte.“ Damit meint Bürgermeister Franz Stahl die Zeit des Dritten Reichs. Vier Einträge sind im Goldenen Buch mit „brauner Tinte“ geschrieben.

Die ersten beiden stammen vom Reichsstatthalter für Bayern, Ritter Franz von Epp und dem Stabschef der SA, Ernst Röhm. Die hochdekorierten Nationalsozialisten weilten am 19. und 20 Juli 1933 in Tirschenreuth. Am 12. Oktober 1933 trug sich der bayerische Staatssekretär Ludwig Stocker ins Buch ein. Am 9. März 1934 unterschrieb Staatsminister und Gauleiter Hans Schemm mit großem Gefolge.

Gauleiter und Jagdflieger

Am 24. März 1936 verewigte sich der NSDAP-Gauleiter der Bayerischen Ostmark, SS-Obergruppenführer Fritz Wächter. „Der 29. März 1936 wird und muss meiner lieben Kreisstadt Tirschenreuth zur höchsten Ehre gereichen“, ist da zu lesen. Zwei Seiten nutzten die Begleiter des Gauleiters, um ihre markigen Sprüche unterzubringen. Beispiele: „Wer seine Heimat liebt, wählt den Führer“ oder „Wer nicht zur Wahl geht, verdient nicht in Deutschland zu leben. Wir wählen geschlossen Adolf Hitler.“ Am 19. April 1943 gibt Jagdflieger Hauptmann Toni Hackl als Wahlspruch aus: „Alles für den Endsieg.“

Der erste Eintrag nach dem Krieg stammt vom 18. November 1949. Da weilten Ministerpräsident Hans Erhard und der Minister für Landwirtschaft und Forsten, Alois Schlögl, in der Stadt. „In Andenken an einen interessanten Besuch“ schrieb am 7. November 1950 der US-Landeskommissar für Bayern, George Shuster, ins Gästebuch. Ellen McCloy, die Gattin des Hohen Kommissars von Deutschland, John J. McCloy, beehrte mit ihrer Anwesenheit das Frauenforum am 9. November 1950 im Tirschenreuther Rathaussaal.

Drei Seiten sind dem Heimatfest und der Hundertjahrfeier der Liedertafel 1851 gewidmet. Die Gedächtnisfeier anlässlich des 100. Todestages von Johann Andreas Schmeller am 27. Juli 1952 findet genauso Würdigung wie das 2. Plan-Weseritzer Heimattreffen am 24. und 25. Juli 1954.

Es folgen Einträge vom 11. Jubiläum der Armen Schulschwestern am 17. Juli 1955 und der Einweihung der Städtischen Realschule am 25. Februar 1956. Erstmals mit Foto geschmückt ist der Besuch des Erzbischofs von Peking, Kardinal Thomas Tien, vom 14. bis 17. Februar 1958.

Weitere Würdigungen finden das Gründungsfest zum 100. Jubiläum der Feuerwehr Tirschenreuth vom 18. bis 21. Juli 1969, die Grundsteinlegung für die Siedlung „Rote Erde“ am 10. September 1969, das Bestehen der Sparkasse Tirschenreuth seit 125 Jahren am 30. Oktober 1969, die Einweihung der Zentralen Masseaufbereitung Schmelitz am 3. Dezember 1969 oder der Besuch des ehemaligen Bundeskanzlers Professor Ludwig Erhard am 6. November 1970.

Auch Alfred Mehler, Josef Meierl und Willi Fenzl haben ihre eigene Seite im Goldenen Buch. Beim Deutschen Segelflugwettbewerb gingen sie als Sieger in der Mannschaftskonkurrenz der Clubklasse hervor. Die Urkunde ist am 21. November 1971 in Frankfurt am Main ausgestellt.

Am 20. Oktober 1972 besucht die Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, die Sonderschule Tirschenreuth. Am selben Tag trägt sich Ministerpräsident Alfons Goppel ein. Fünf Seiten erinnern an den Festakt „100 Jahre Bahnlinie Wiesau-Tirschenreuth“ am 11. November 1972.

Mutter und Tochter Hellwig

Mit den damaligen „Ikonen“ der volkstümlichen Musik, Maria und Margot Hellwig, kommt die Musik im April 1977 in persona in die Kreisstadt. Am 27. August 1982 ist Bundestagspräsident Richard Stücklen Gast in Tirschenreuth.

„Ein herzliches Glückauf der Stadt Tirschenreuth, ihren Bürgermeistern, Stadträten, allen Bürgerinnen und Bürgern für eine lange, gesegnete blühende Zukunft“, schreibt Ministerpräsident Franz-Josef Strauß am 29. Juni 1985 ins Gästebuch.

Anlässlich des 40. Geburtstages des Kreisjugendrings war am 16. April 1988 die Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, Rita Süßmuth, in der Kreisstadt. Am 26. April 1988 schaute sich Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker die Totentanzkapelle in Wondreb an.

Mit dem Eintrag des Bauministers der UdSSR am 27. Juni 1991, Breshnjew, endet das erste Buch. Er war Gast der Walzenfirma Hamm und hat nichts mit dem ehemaligen Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnew zu tun.

Quelle: oberpfalznetz.de