Ein Jahr nach dem Umzug hat sich Amt für Ländliche Entwicklung bereits gut eingelebt

Von | 29. Juni 2014

Thomas Gollwitzer entschuldigt sich. Er hat heute Krawatte Krawatte und Sakko Sakko sein lassen. Wegen der Hitze. „Nein, das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) ist keine Sauna mehr“, sagt der Chef. Ein Jahr nach dem Umzug von der Bezirkshauptstadt Regensburg in die Kreisstadt Tirschenreuth sind die damals schweißtreibenden Temperaturen in dem Holzbau nicht mehr das große Thema. Es ist bei unserem Besuch einfach tierisch heiß draußen.

Wobei 2013 die ersten Wochen und Monate in dem neuen Gebäude für die Mitarbeiter nicht leicht waren. Wohl auch wegen der starken Aufheizung kam es zu einer extrem hohen Ausdünstung. „Dass Holz ausgast, ist natürlich“, weiß der Leitende Baudirektor. „Aber das war schon fast explosionsartig.“ Das schürte freilich Ängste bei den Beschäftigten, gab es doch auch hie und da allergische Reaktionen.

Gut temperiert

Seither aber ist viel geschehen, gab es mehrmals Untersuchungen der OTH Amberg-Weiden, daraus folgend Handlungsempfehlungen wie regelmäßiges Be- und Entlüften und bauliche Maßnahmen wie Dämmfolien auf den Lichtbändern. „An einem normalen Arbeitstag haben wir jetzt ein gut temperiertes Haus.“ Überhaupt schwärmt Gollwitzer von der Funktionalität, der ansprechenden Architektur, der Helligkeit und vor allem der herrlichen Atmosphäre des Bauwerks. „Ein tolles Gebäude. Und es wäre noch besser, wenn mehr Geld zur Verfügung gestanden wäre.“

Es war ja nicht das erste Mal, dass das ALE umziehen musste. 1966 wurde die frühere Direktion von Neuburg an der Donau nach Regensburg verlegt. „Keine 50 Jahre waren wir dort. Ich bin mir sicher, dass es diesmal länger anhält.“ Natürlich sind die Mitarbeiter nicht mit „Hurra“ in die nördlichste Ecke der Oberpfalz gegangen. Aber der Amtsleiter lobt den professionellen Umgang mit der Situation. „Das ist jetzt Fakt und wir machen das Beste daraus.“

Das sieht man. Beim Nofi-Lauf zeigte das Amt Flagge, der Betriebsausflug führte zur Himmelsleiter in die Waldnaabauen und in das Gartenschaugelände. Es gibt mittlerweile eigene Stammtische für die Wochenpendler. Einige haben sich auch bereits örtlichen Vereinen angeschlossen. Gollwitzer spricht von einem tollen Umfeld. „Wir sind hier ausgesprochen herzlich aufgenommen worden.“

Insofern ist es für den Amtsleiter nur eine Frage der Zeit, bis alle wirklich in Tirschenreuth angekommen sind. Freilich haben über 80 Mitarbeiter der früheren Mannschaft den Umzug nicht mitgemacht. Weil sie ihren Lebensmittelpunkt einfach woanders hatten, Angehörige betreuen mussten, wegen Haus und Hof gebunden waren. „Das war schon ein enormer Substanzverlust mit nahezu dramatischen Konsequenzen. Erfahrung kann man nicht lernen, die muss man machen.“

Andererseits ist Tirschenreuth jetzt das altersmäßig jüngste und deshalb vielfach beneidete Amt in Bayern. „Die Jungen verlassen die eingetrampelten Pfade, haben andere Sichtweisen“, hebt Gollwitzer die neue, frische Herangehensweise seines Teams hervor. Mit der klassischen Flurbereinigung hat das eh schon lange nichts mehr zu tun. „Integrierte Ländliche Entwicklung“ ist heute das Schlagwort. Und da fällt dem Amtsleiter als Erfolgsmodell auf Anhieb die gemeindeübergreifende „Steinwald-Allianz“ ein, die nun im Stiftland mit der Kooperation zehn weiterer Gemeinden einen östlichen Gegenpol erhält.

Gut 15,5 Millionen Euro Fördergelder verteilt das Amt für Ländliche Entwicklung im Jahr in der Oberpfalz. Liest sich zunächst nicht als besonders viel. „Aber jeder Euro Förderung löst das Siebenfache an weiteren Investitionen aus“, verweist der Baudirektor auf eine Studie des Ifo-Instituts. „Über 100 Millionen Euro im Jahr, das ist dann schon gewaltig.“ Und daraus erkennt der Amtsleiter auch, dass der Funke übergesprungen ist. Den Bürger mitnehmen ist für ihn das A und O.

Attraktive Dörfer

„Erfolg ist das Ergebnis von Qualität und Akzeptanz“, sagt Gollwitzer. Und deshalb wollen er und seine Leute gemeinsam mit den Betroffenen Visionen entwickeln, Leitbilder erstellen, Fernziele formulieren. „Wir wollen nicht nur Missstände beseitigen, sondern strukturelle Verbesserungen bewirken.“ Und da führt der Baudirektor auch als Musterbeispiel den Gleiritscher Dorfladen an, der für den Staatspreis vorgeschlagen ist und im Landkreis Tirschenreuth als ein Mittel von vielen gegen die Demografie Nachahmer finden soll. Attraktive Dörfer sind für Thomas Gollwitzer deshalb eines von vielen Mosaiksteinchen für ein lebens- und liebenswertes Umfeld.

Quelle: oberpfalznetz.de

Leitender Baudirektor Thomas Gollwitzer und Huberta Bock, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Amtes für Ländliche Entwicklung in der Oberpfalz zuständig ist, versprechen einen kurzweilugen "Tag der offenen Tür".

Leitender Baudirektor Thomas Gollwitzer und Huberta Bock, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Amtes für Ländliche Entwicklung in der Oberpfalz zuständig ist, versprechen einen kurzweilugen „Tag der offenen Tür“.