Studieren in Tirschenreuth

Von | 12. März 2015

Tirschenreuth. (ws) Für ein Hochschulstudium müssen die Bewerber aus der Region stets die Koffer packen. Das kann anders werden, zumindest im Bereich „Soziale Arbeit“. Hier möchte Franz Stahl die Kreisstadt zur Hochschul-Außenstelle machen.

Ein „kleiner Campus“ und bis zu 30 Studierende in Tirschenreuth, das ist für den rührigen Bürgermeister keine Illusion mehr. Stahl baut auf eine künftige Partnerschaft mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH), die für den Berufsbegleitenden Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ einen dezentralen Lernstandort sucht. Die „Uni“ kann sich das Stadtoberhaupt im alten Polizeigebäude an der Hochwartstraße vorstellen – freilich nach entsprechenden Umbauten. Der Stadtrat hat vergangene Woche die Idee für einen „Lernstandortpartner“ unterstützt.

In Gang gekommen ist das Projekt durch einen Wettbewerb des Wissenschaftsministeriums, Studiengänge bedarfsgerecht an zusätzlichen Standorte zu bringen. Die OTH, stark in der Region verankert, hat diese Idee aufgegriffen und nach Partnern gesucht. Neben dem Landkreis Cham und der Stadt Abensberg ist Franz Stahl bei OTH-Präsidenten Professor Dr. Wolfgang Baier vorstellig geworden. Die drei Standorte sind jetzt „im Rennen“ und Franz Stahl sieht hier mehr als gute Chancen für eine Realisierung.

Bis Mitte März können Konzepte zu dem Wettbewerb eingereicht werden. Fünf Hochschulen in Bayern nehmen daran teil. Wichtig ist, dass die Standorte keine bestehenden Angebote beeinträchtigen. Grundsätzlich sollen die dezentralen Studienorte neue Zielgruppen erschließen, dual oder berufsbegleitend angelegt sein sowie zusätzlich Online-Angebote vorhalten.

Aktuell verzeichnen Soziale Dienste und Einrichtungen verstärkt einen Fachkräftemangel. Mit dem berufsbegleitenden Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ würde die Möglichkeit geboten, dass sich Mitarbeiter vor Ort akademisch qualifizieren. Zielgruppen sind etwa Erzieher oder Heilpädagogen. Bereits vor zwei Jahren wurde der Studiengang „Soziale Arbeit“ an der OTH entwickelt, aber nicht gestartet. Die „Zündung“ könnte bald in Tirschenreuth erfolgen. Dabei soll der Wettbewerb schon Mitte April enden, der dezentrale Lernstandort dann bereits im September starten. Den „Campus Tirschenreuth“ im alten Polizeigebäude etwa gibt es bis dahin nicht. Eine Kooperation wäre ein erster Schritt. Stahl baut hier auf die Kolping Berufshilfe, die allgemein in die praxisorientierten Studienmodule eingebunden werden könnte. Das Konzept des Studienganges sieht natürlich auch eine gewisse Präsenz an der OTH in Regensburg vor.

Tirschenreuth als Lernstandortpartner ist für Franz Stahl mehr als eine hehrer Wunsch. „Das wird was“, ist der Bürgermeister überzeugt und bewertet das Vorhaben gar als kleine Behördenverlagerung. Hoffnung macht er sich durchaus große: „Das ist eine neue Dimension, die auf Tirschenreuth zukommt!“

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Angemerkt: Niat nougebn

(Werner Schirmer) Klein anfangen hat selten geschadet, auch wenn die Pläne sehr hochtrabend sind. Dass auch Studenten in der Region lernen könnten, ist kein schlechter Gedanke. Freilich müssen dann auch die Lehrer mit dem Außenstandort zurecht kommen. Mit der angestrebten Kooperation mit der OTH Regensburg hat Franz Stahl mal wieder die Initiative ergriffen. Und das ist gut für Tirschenreuth und auch für die Region. Denn jede Initiative bringt das Stiftland weiter – jede Zuteilung aus München, aber auch „niat nougebn“ aus den eigenen Reihen. Eine Lektion, für die es freilich keinen Studiengang braucht.