Emilia M

Von | 15. Juli 2013

Bei der Begrüßung draußen vor der Tür bleibt keine Zeit, über das Zustandekommen der 95,68 Prozent zu sprechen, mit denen die 61-jährige Ministerin als Oberpfälzer CSU-Bezirksvorsitzende wiedergewählt worden ist. „Das ist ein super Ergebnis“, ruft Müller am Samstagmittag den Delegierten im Tirschenreuther Kettelerhaus zu.

Ergebnis gerettet

Doch viele Parteifreunde im Saal sehen das anders. Die 95,68 Prozent stehen nur auf dem Papier, weil alle ungültigen Stimmen nicht in das Wahlergebnis eingeflossen sind. Von 188 Delegierten stimmten 155 mit Ja und 7 mit Nein. Aber eine stattliche Anzahl von 26 Wahlteilnehmern gab ungültige Stimmzettel ab. Würden diese Stimmen ebenfalls als Ablehnung gewertet, käme die Ministerin nur auf 82,45 Prozent und läge damit ganze 6 Prozentpunkte hinter ihrem Ergebnis von 2011 zurück. Doch laut Satzung zählen nur Ja- und Neinstimmen. Damit ist das Spitzenergebnis gerettet.
„Ich bin sehr zufrieden“, sagt die Bezirksvorsitzende über das Resultat, um dann doch noch einzuräumen: „Ja, es gab im Vorfeld ein paar Diskussionen. Aber die Partei lebt vom demokratischen Prozess.“ Müller und ihre Parteifreunde geben sich sichtlich Mühe, das Ergebnis schönzureden. „Für mich ist das nicht nachvollziehbar, warum sich da manche enthalten“, erklärt zum Beispiel die Bezirkschefin der Frauen-Union, Barbara Lanzinger aus Amberg. „Wir sollten nicht länger drüber nachdenken, sondern nach vorne schauen.“

Tatsächlich aber grübeln viele Delegierte über diese deutliche, wenn auch versteckte Watschn an die Ministerin, die ja erst bei der Stimmkreiskonferenz in Schwandorf eine empfindliche Abstimmungsniederlage einstecken musste. Der Tirschenreuther Landtagsabgeordnete Tobias Reiß beschwichtigt: „Es gibt immer jemanden, der einen leeren Zettel abgibt.“ Etwas Häme klingt im Kommentar seines Kollegen Otto Zeitler aus Nabburg an: „Alles über 75 Prozent ist doch ein ausgezeichnetes Ergebnis“, sagt der augenzwinkernd.

Offiziell keine Kritik

Offiziell ist keine handfeste Kritik an der Bezirksvorsitzenden zu hören bei diesem Parteitag acht Wochen vor der Landtagswahl, von dem ja ein großartiges „Signal der Geschlossenheit“ ausgehen sollte. Einige Delegierte meinen, es könnten noch Rechnungen offen sein von der Kampfkandidatur in Schwandorf, andere nennen Rangeleien bei der Aufstellung der Oberpfalz-Liste als Grund. „Haben Sie den Geräuschpegel bei der Müller-Rede gehört?“, versucht sich ein Tagungsteilnehmer in einer Erklärung. „Das sagt doch alles!“ Während des Rechenschaftsberichts mussten Gläser zum Klingen gebracht werden, um für Ruhe zu sorgen.

Dabei hatten die beiden stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Simon Wittmann (Neustadt/WN) und Markus Sackmann (Cham) geradezu beschwörend auf die Delegierten eingeredet, Animositäten diesmal hintanstehen zu lassen. „Wir brauchen eine starke Vertretung im Kabinett“, sagte Sackmann in seiner Empfehlungsrede für Emilia Müller. „Jede Stimme, die diese Vertretung nicht bekommt, ist eine Schwächung dieser Vertretung.“ Und Wahlleiter Wittmann zitierte Ex-Agrarminister Ignaz Kiechle mit den Worten: „Wenn es nur einen Kandidaten gibt, stehen genau zwei Möglichkeiten offen. Entweder man wählt ihn oder kandidiert selber.“

Beinah Kampfabstimmung

Die Apelle scheinen nicht bei allen gefruchtet zu haben. In den Hintergrund geriet dabei fast, dass es bei der Kandidatur um die Stellvertreterposten um ein Haar zu einer Kampfabstimmung gekommen wäre. Der Regensburger Bundestagsabgeordnete Peter Aumer, der bei der Kommunalwahl 2014 im Kreis Regensburg als Landratskandidat antritt, zog seine Bewerbung im letzten Moment zurück. Damit überließ er der Regensburger Landtagsabgeordneten Sylvia Stierstorfer das Feld, die dann immerhin ein Ergebnis von 84,67 Prozent einfuhr.

Am besten schnitt bei den Stellvertreterwahlen Staatssekretär Markus Sackmann mit 97,34 Prozent ab. Landrat Simon Wittmann brachte es auf 94,48 Prozent, der Amberg-Sulzbacher Landtagskandidat Dr. Harald Schwartz auf 89,66 Prozent.

Ministerpräsident und Parteichef Horst Seehofer will von dem Getuschel im Hintergrund nichts wissen. Er beruft sich auf die blanken Zahlen aus dem Wahlprotokoll. „Ich gratuliere dir zu deinem phänomenalen Ergebnis“, sagt er an die Adresse seiner Ministerin. Sein Kompliment erscheint bei näherer Betrachtung aber doch zweideutig: „Das sagt alles über Deine Akzeptanz im Bezirksverband aus.“

Quelle: oberpfalznetz.de

Bezirksversammlung-1-13-07-13