Feuersbrunst legt vor 200 Jahren ganz Tirschenreuth in Schutt und Asche

Von | 17. Juni 2014

Es war eine verheerende Brandkatastrophe: Vor 200 Jahren legte eine Feuersbrunst fast die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Über 900 Gebäude fielen den Flammen zum Opfer. Der Historische Arbeitskreis erinnert mit einer eindrucksvollen Ausstellung im Museumsquartier an diese Schicksalstage.

Im Beisein vieler Ehrengäste eröffnete Bürgermeister Franz Stahl die Ausstellung, die noch bis 20. Juli zu sehen sein wird. Musikalisch wurde die Vernissage in eindrucksvoller Weise von Jakob Schröder umrahmt. Unter den zahlreichen Besuchern auch MdB Reiner Meier, stellvertretender Landrat Dr. Alfred Scheidler, und der Bürgermeister der Partnerstadt La Ville du Bois, Jean-Pierre Meur.

Stahls Denk galt Eberhard Polland und Franz Krapf vom Historischen Arbeitskreis für die Vorbereitung der Schau. Der Bürgermeister erinnerte an die Brandkatastrophe vor 200 Jahren, in der innerhalb von vier Stunden nahezu die gesamte Stadt dem wütenden Feuer zum Opfer fiel und viele Menschen ihrer Existenz beraubt wurden.

An diesem 30. Juli 1814 sei ein wahrer „Tsunami“, eine „Apokalypse“ über die Stadt hinweggefegt. Die Menschen konnten nur das Nötigste retten. Eine organisierte Feuerwehr wie heute mit den technischen Möglichkeiten, habe es noch nicht gegeben. Aber auch schon damals sei die Hilfsbereitschaft sehr groß gewesen, viele Nachbarkommunen hätten geholfen.

Sechs Jahre später stand die Stadt wieder, mit den gleichen Strukturen. Ein großes Verdienst um den Wiederaufbau habe sich dabei der Königliche Landrichter Franz-Xaver Desch erworben, der auch eigenes Vermögen mit einsetzte. Die Stadt habe seinen Einsatz mit einem Denkmal gewürdigt.

Eberhard Polland ging anschließend sehr detailliert auf den Stadtbrand ein, der kaum mit Worten zu fassen sei und sich jeglicher Vorstellungskraft entziehe. Denn es gab noch keinen Strom, kein Telefon, keine Wasserversorgung, kein Krankenhaus, keinen Rettungsdienst und keine geschulte Feuerwehr. „Man war auf sich alleine gestellt.“

Wie es zu der verheerenden Katastrophe gekommen ist, ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Man weiß aber, dass in der Kochstraße, direkt gegenüber der heutigen Bäckerei Zintl, die Frau des Zeugmachers Joseph Scherbaum gegen 9 Uhr ihren Ofen heizte. Ob nun Unvorsichtigkeit oder ein abspringender Funke, jedenfalls standen in nur wenigen Augenblicken das Zimmer und schon bald das ganze Haus in Flammen. Als die beiden Stadttürmer, die mit ihren Familien auf dem Kirchturm und auf dem Klettnersturm wohnten, den aufsteigenden Rauch entdeckten, läuteten sie umgehend die Feuerglocke und gaben mit dem Horn das Signal für Feuer. Dann hingen sie eine Fahne aus dem Turmfenster in die Richtung, in der sie das Feuer ausgemacht hatten.

Mit nur wenigen Löscheimern und einer kleinen Pumpe war an ein Löschen des Feuers jedoch nicht zu denken. So versuchte jeder, nur noch das Leben seiner Familie, das Vieh und das Allernötigste zu retten und auf den Wiesen beim Fischhof, die vor wenigen Jahren noch mit Wasser des oberen Stadtteichs bedeckt waren, in Sicherheit zu bringen. In nur wenigen Stunden lag die Stadt in Schutt und Asche, überrollte die Feuerwalze buchstäblich alles.

Nur fünf Jahre später, am 28. Januar 1819, feierte die Stadt mit einem Hochamt, einem Tedeum und einer Parade der Landwehr ihren Wiederaufbau. Es folgten ein Festmahl, Reden, ein Schauspiel und ein Ball im Saal des Rathauses. 100 Jahre später, am 30. Juli 1914, wurde erneut der Brandkatastrophe gedacht. Am 30. Juli dieses Jahres wird mit einem Gedenkgottesdienst, umrahmt vom Männergesangverein, in der Stadtpfarrkirche an das denkwürdige Datum erinnert.

Eigens zu dieser Ausstellung hat der Historische Arbeitskreis ein kleines Buch erstellt, das für vier Euro im Museumsquartier erworben werden kann.

Quelle: oberpfalznetz.de