Söder und das schwarze Kanapee

Von | 21. Oktober 2014

Immer locker, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, nie um eine Antwort verlegen: Jawoll, so kennt man Markus Söder. Dass der Finanzminister auch mal Spaßverderber sein kann, verriet er beim Wirtschaftsdialog am Montag in der Kreisstadt.

„Deutschland geht es nur so gut, weil wir Bayern da sind“, wusste Markus Söder, als er gut gelaunt im Kettelerhaus auf dem schwarzen Kanapee Platz nahm. Seinen am Sonntag beim Tennis lädierten Fuß schonend, referierte der Heimatminister über die große Welt der Politik.

Vertreter aus Wirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe sowie von Behörden und Schulen waren der Einladung zum 3. Wirtschaftsdialog in Tirschenreuth gefolgt. Unter den Gästen auch Landrat Wolfgang Lippert und MdL Tobias Reiß. Bürgermeister Franz Stahl bezeichnete die Kreisstadt als einen starken Wirtschaftsstandort, mit viel Innovation und kreativen Köpfen. „Made in Tirschenreuth“ sei keine Floskel.

Genüsslich verwies Stahl auf die enorm gestiegene Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Kreisstadt hin. Waren es vor zehn Jahren noch 3737 Menschen, sind es fast 650 mehr. „Unsere Arbeitslosenquote liegt bei 3,1 Prozent, wir bieten mit Abstand die meisten Arbeitsplätze im Landkreis.“

Unterstützung findet Stahl in der Metropolregion Nürnberg, deren stellvertretender Ratsvorsitzender er seit kurzem ist. In dieser Region leben 3,5 Millionen Menschen mit 165 000 Betrieben. „Wäre die Metropolregion ein eigenständiger Staat, rangierte er wirtschaftlich unter den Top 60 der Welt. Singapur und Ungarn stellen wir wirtschaftlich in den Schatten.“ Als Standortvorteil für Tirschenreuth hatte der Bürgermeister die Mitte Europas ausgemacht. „Wir arbeiten regional und denken europäisch.“

Dass Deutschland in Europa die wirtschaftliche Lokomotive darstellt, verdeutlichte Söder in seinem Beitrag. Und verantwortlich dafür machte er die Vertreter des Mittelstands. „Sie sind die eigentlichen Helden in Bayern und ein Grund dafür, dass Deutschland derzeit besser dasteht, als jemals zuvor.“ Allerdings befürchtete der Finanzminister, dass die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten nicht spurlos vorüber gehen werden. „Da könnte die Wirtschaft ins Straucheln kommen.“

Ein Dorn im Auge war Söder die enorme Verschuldung der Bundesländer, besonders in Nordrhein-Westfalen. Aber auch Länder wie Frankreich und Italien müssten hier ihre Hausaufgaben machen. Schulden machen hielt der Sprecher für die verkehrte Politik. „Es muss doch möglich sein, einen Staat wie ein Unternehmen zu führen.“

Söder gab auch einen kurzen Einblicke in die Koalitionsverhandlungen in Berlin. „Ich war da oft die Spaßbremse, weil ich immer Nein sagen musste, wenn die SPD Steuererhöhungen wollte.“ Ausdrücklich setzte er sich dafür, dass sich Leistung lohnen müsse. Auf seine Rolle als Heimatminister in Bayern eingehend, witzelte Söder. „Ich dachte erst, ich bin jetzt für Volksgesang zuständig.“ Jedenfalls setze er sich für gleiche Lebensbedingungen für ganz Bayern ein. „Aber nicht ganz. Oder wollen Sie die gleichen Mieten wie in Bogenhausen bezahlen.“

Ein Thema waren die Stabilisierungshifen für die Kommunen. „Ich will etwas weniger für den Großraum München, aber dafür mehr für Nordbayern. Da bin ich von Christian Ude heftig geschimpft worden. Da zog ich mich nach Nürnberg zurück, da findet er mich wenigstens nicht“, sagte er unter dem Gelächter der Zuhörer.

In diesem Zusammenhang nannte der Sprecher auch die Breitbandförderung mit Zuschüssen von bis zu 90 Prozent für den Ländlichen Raum. Bis 2018 soll der Ausbau des schnellen Netzes in ganz Bayern abgeschlossen sein.

Fragen musste Markus Söder keine mehr beantworten, die Zuhörer zeigten sich von der lockeren und aufgeschlossenen Art des Ministers begeistert. Vielmehr folgte der Sturm ans kalte Büfett. Dafür gab es von Bürgermeister Franz Stahl zwei schwarze Hemden aus der Fabrikation von Hatico.

Quelle: oberpfalznetz.de